Zur Zeit des ersten Weltkrieges flüchteten viele Künstler, Schriftstellerinnen, Revolutionäre, Philosophinnen, Wissenschaftler und Kriegsgegnerinnen in die neutrale Schweiz.
In der Stadt Zürich traf man sich zu Soiréen mit internationalem Austausch, an denen Lenin diskutierte oder der Psychoanalytiker C.G. Jung das Unbewusste entdeckte. Es wurden aber auch Tanzabende veranstaltet oder Cabaret gespielt und Absinthe getrunken.
Im heutzutage wieder zugänglichen Cabaret Voltaire mieteten die DadaistInnen einen Bereich in der obersten Etage, den Cabaret Voltaire Saal. Im Raum stand eine Bühne, auf der sich die DadaistInnen abends „bis zum Irrsinn, bis zur Bewusstlosigkeit“ (Ball, 1916) auslebten. Sie fanden neue experimentelle Formen, rezitierten Gedichte in verschiedenen Sprachen gleichzeitig und kombinierten damit Tanz, Masken, Bühnenbilder und Musik. Ihre Aktionen waren zufallsgesteuert, willkürlich. Sie beschimpften das Publikum. Heute würden wir diese Aufführungen als Performances bezeichnen.
Das Wichtige am Dadaismus war die Revolte gegen die etablierte Kunst und zwar von den KünstlerInnen höchstpersönlich initiiert. Sie lehnten das gesellschaftliche Wertesystem ab. Konventionelle Kunst wurde parodiert z. B. in Unsinnansammlungen wie den Lautgedichten.
Das Cabaret Voltaire existierte bloss vom Februar 1916 bis Juni 1916. Im April 1916 erst erfanden Hugo Ball, Emmy Hennings, Hans Arp, Marcel Janco, Tristan Tzara und Richard Huelsenbeck den Begriff „Dada“. Zwischen 1916 und 1919 wurde Dada in verschiedenen Örtlichkeiten in der Stadt Zürich praktiziert.
Ueberall in Europa breitete sich der Dadaismus während des ersten Weltkrieges aus. Die KünstlerInnen protestierten gegen die Kriegslogik und das Bürgertum. Als sich dann der Dadaismus als Strömung quasi zu festigen begann, fanden die DadaistInnen, man müsse diese „Ordnung“ wieder vernichten, zerstören. Dada sollte Anti-Kunst sein und bleiben. Die Zürcher DadaistInnen hatten viele internationale Kontakte und ihre Ideen fanden Verbreitung in der ganzen westlichen Welt. Die moderne Kunst, vor allem der Surrealismus, wäre ohne Einflüsse von Dada heute wohl kaum denkbar.
Das Kunst Museum Winterthur und das Kunsthaus Zürich verfügen über eine Sammlung zu Dada. Letzteres hat schon bei seiner Gründung 1910 aktuelle künstlerische Positionen unterstützt. http://www.kunsthaus.ch http://www.kmw.ch
Im Herbst 2004 wurde das Cabaret Voltaire nach einer gewonnenen politischen Abstimmung wieder eröffnet. Es erwarten uns ein Café
und eine Bar, eine „Performative Ausstellung“ und neben dem Cabaret Voltaire Saal die dunkle Krypta mit dem Firmament Dada.
Das erste Mal im Dadahaus war ich anlässlich einer öffentlichen Veranstaltungsreihe des Zentrum Geschichte des Wissens, die im Saal im ersten Stock stattfand. Das Zentrum ist eine wissenschaftliche Einrichtung von der Uni und der ETH Zürich. Es forscht und lehrt über moderne Wissenssysteme und Wissensgesellschaften. Diese WissenschafterInnen wollen nicht nur im Elfenbeinturm nachdenken, sondern suchen das Gespräch mit der Öffentlichkeit. Auch dieses Semester gibt es interessante öffentliche Vorträge im Cabaret Voltaire. http://www.zgw.ethz.ch http://www.cabaretvoltaire.ch
Sounds like Cabaret Voltaire really was the place to be! 😉
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