Katsinam: Wolkenvolk und Ahnengeister

Im Nordamerika Native Museum in Zürich sind 250 magische Figuren zu Gast: die Katsinas. Sie sind die Ebenbilder von Geistwesen, jede Figur mit einer eigenen Geschichte. Es existierten drei unterschiedliche Erscheinungen: der Geist einer Naturerscheinung in Form eines Tieres, eines Klanges, eines Gestirns, einer Pflanze oder eines Ahnen, der maskierten Tänzer, der diesen Geist imitiert und die figürliche Darstellung des Geistes als Holzabbildung. Der Begriff Katsinam gilt nur für Geister und Tänzer, da das Pluralsuffix „m“ beseelte Wesen charakterisiert.

Im amerikanischen Südwesten leben seit mehr als 700 Jahren die Pueblo-Kulturen. Sie sind sesshaft und wohnen in Steinhäusern. Wassermangel ist das grosse Problem in diesem Wüstenklima. Die Pueblos legten bereits früh differenzierte Bewässerungssysteme an, um den trockenen Wüstenboden fruchtbar zu machen und Mais, Bohnen und Kürbis anzubauen. Es war hart, diesem Boden eine genügende Ernte abzuringen.img_1203

Dafür benötigten sie  die Unterstützung und Hilfe von Geistwesen, den Katsinam. Diese erzählen uns heute noch von uralten Traditionen und jährlich wiederkehrenden Ritualen, die den Leben spendenden Regen bringen sollten. Die Hopi (von denen in der Ausstellung fast alle Figuren stammen) nennen sie das Wolkenvolk, weil sie auf den Wolken reisen. Es wurde angenommen, dass die Katsinam auf den Gipfeln hoher Berge und an Quellen zuhause wären. In erster Linie sollten sie den überlebenswichtigen Regen erzeugen. Sie sind aber auch Mittler zwischen den Menschen und den Göttern, indem sie Gebete weiterleiten  und Segnungen bringen.

Sie hatten  noch andere Aufgaben wie für den Fortbestand der Gemeinschaft und den Erhalt der Traditionen zu sorgen. Da das Wohlergehen der Gemeinschaft den Katsinam wichtig war, konnten sie auch furchterregend sein. Sie drohten oder bestraften und sorgten so für Ordnung.

Etwas vom Interessantesten ist das Zeremonialjahr der Hopi: Von der Wintersonnenwende an werden fast monatlich Gebete, Tänze , Geschichtenerzählen, Gesänge, Wettkämpfe, Geschenke dargebracht, um die Gemeinschaft zu stärken und erfolgreiche Ernten zu erhalten. (In der Führung und im Handout der Ausstellung erfahrt ihr die Details darüber.)

Bereits in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts fingen Missionare und Regierungsbeamten an, diese Katsinas zu sammeln und es gab den ersten Markt für Hopi-Kunst. Zu Beginn glichen die Abbildungen eher bemalten Brettern, die aus dem Wurzelholz der Schwarzpappeln geschnitzt waren. Mit der Zeit lösten sich Füsse und Arme und es wurden „richtige“ Figuren daraus, die tanzen konnten. Bemalt wurden sie in den Farben der sechs Himmelsrichtungen.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten Emil Nolde und dann die Dadaistin Sophie Taeuber-Arp die Katsinas und verarbeiteten diese Einflüsse in ihrer Kunst. Die Surrealisten setzten sich danach intensiver mit der Bedeutung der Figuren auseinander. Was bis zu einer Gleichstellung der aussereuropäischen Kunst mit der europäischen wurde.

Heutzutage existiert der Begriff der „misappropriation“ und damit ist man kritischer eingestellt, wenn sich nicht-indigene KünstlerInnen  bei indigenen Kulturen bedienen.

(Die Informationen habe ich aus den Saaltexten, dem Handout, der Führung und Wikipedia)

Die Ausstellung fand im Nonam statt.

http://www.nonam.ch

 

 

 

 

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