Jüdische Schriftsteller, Dichterinnen und Verlage im Exil

In diesem kurzen Blog Wesentliches  über jüdische Schriftstellerinnen, Dichter und Verlage in Deutschland  zu schreiben, wäre vermessen. Deshalb hier nur einige Skizzen, um die Neugierde auf dieses historische Thema zu wecken. Im Rahmen der Woche der jüdischen Kultur Zürich „Kulturstrudel“  fand eine Ausstellung im Museum Strauhof statt.

 

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Ende des 19. Anfang des 20.Jahrhunderts gab es einige jüdische Verlagsgründungen: S.Fischer Verlag, Bruno Cassirer Verlag, Georg Bondi Verlag, Kurt Wolff Verlag, Jüdischer Verlag, Gustav Kiepenheuer Verlag.

 

 

In den 1930er Jahren waren  deutschsprachige  jüdische Dichter ( Stefan Zweig, Alfred Polgar, Max Tau, Karl Wolfskehl, Max Brod, Ernst Weiss, Ludwig Winder, Franz Werfel, Ernst Toller, Albert Ehrenstein, Italo Svevo, Martin Buber, Egon Edwin Kisch, Lion Feuchtwanger und andere) und Schriftstellerinnen (Nelly Sachs, Hilde Spiel, Else Lasker-Schüler, Mascha Kaléko, Hilde Domin, Rose Ausländer, Anna Seghers und andere)  zur Emigration gezwungen. Viele kamen nach Zürich, man war ihnen hier nicht wohlgesinnt. Sie mussten weiterreisen. Durch die Auswanderung waren die Autoren über die halbe Welt zerstreut. Sie schrieben im Exil in einer fremdsprachigen Umgebung.

Die jüdischen Autoren in Deutschland standen auf  der Liste mit Autoren, „deren Werk dem deutschen Volke nicht mehr zugemutet werden können“. Den Verlagen fehlten die Schriftstellerinnen und da die meisten Verleger auch jüdisch waren, emigrierten auch sie unter ganz unterschiedlichen Bedingungen.

Nach 1945 kehrte ein Teil der Emigrierten nach Deutschland zurück, mehrere Schriftsteller und Dichterinnen waren jedoch  bereits verstorben, darunter solche, die Suizid begangen hatten.

 

Else Lasker-Schüler

Else Lasker-Schüler war in meiner Jugend meine Lieblingslyrikerin. Die Verscheuchte  ist ein Gedicht, das zu obigem Thema passt. Ich habe mich jeweils gefragt, wer dieses Du wohl ist? Vielleicht Gottfried Benn?

Lasker-Schüler, Sämtliche Gedichte, 2004, S. 408IMG_2353

Mascha Kaléko

Von Mascha Kaléko habe ich das Gedicht Als ich Europa wiedersah… ausgewählt. Von ihr mag ich vor allem die Lieder für Liebende.

Kaléko, Verse für Zeitgenossen, 2016, S. 24-25IMG_2380

(In Zürich Oerlikon gibt es einen Mascha-Kaléko-Weg zum Gedenken.)

Rose Ausländer

Rose Ausländer emigrierte in die USA. In New York hat sie über 200 englische Gedichte verfasst und fand auch im angelsächsischen Sprachraum grosse Anerkennung.

Ausländer, Englischsprachige Gedichte, e/d, 2016, S. 36IMG_2382

Anna Seghers

Bei Anna Seghers erinnere ich mich in der Erzählung Der Ausflug der toten Mädchen an die Szene, als die Protagonistin in einem Dorf  in Mexiko lebte, das festungsartig von Orgelkakteen umgeben war und dort dem Wirt zu erklären versuchte, dass sie aus Europa komme: Der Mann sah mich lächelnd an, als ob ich erwidert hätte:“Vom Mond.“ (Seghers, Der Ausflug der toten Mädchen, 2017, S.7)

Ueberrascht haben mich in der Ausstellung die Bücher, die speziell für die  jüdischen Kinder verlegt wurden. Gerne hätte ich in mehreren geschmökert und allfällige Illustrationen bewundert, aber sie waren wie alle anderen Konvolute hinter Glas aufgereiht.

 

 

Tipp: Die Schweizer Literaturzeitschrift „orte“ hat ein Sonderheft (Nr. 180) zur Jüdischen Literatur in der Schweiz herausgebracht: Wohne dich ein im Wort

http://www.strauhof.ch

http://www.orteverlag.ch

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