Vom archaischen Tauschhandel zu modernen Kryptowährungen

Habt ihr schon mal versucht, den Pizzakurier anstatt mit einer Zwanzigernote mit einem Taschenbuch,  das euch zwanzig Franken gekostet hat, zu bezahlen? Nicht, also habt ihr unser heutiges Finanzsystem verstanden.

Die meisten Leute nehmen an, dass am Anfang  der Tausch einer Sache gegen eine andere Sache war. Einfach ohne unser heutiges Geld und mit den damaligen Gütern. Aber anscheinend erfüllten Gaben in archaischen, traditionellen Gesellschaften vor allem wichtige Funktionen bei sozialen Ereignissen wie Geburt, Heirat, Tod. Auch zur Bestrafung bei Ehebruch, Diebstahl oder Gewalttaten hatten sie eine wesentliche Funktion inne. Das Aushandeln und das Entgegennehmen dieser Gaben geschieht  häufig während ritueller Handlungen. Es gilt eine Schuld auszugleichen oder eine Verpflichtung einzulösen.  Die Stellung einer Person hängt nicht unbedingt von ihrem Besitz ab, sondern davon, wieviele dieser Gaben sie der Gesellschaft geschenkt hat. Das erhöht ihr Prestige.

Später, als Vorläufer unserer Münzen entstanden dann die traditionellen Zahlungsmittel. Ein Merkmal von traditionellen Tauschmitteln war und ist, dass sie grundsätzlich von jeder Person hergestellt werden konnten und die Leute sie auch in Umlauf bringen konnten ohne irgendeine „Zentralbank“ als Kontrollstelle. Der Wert ergab sich aus der Verfügbarkeit, je seltener desto wertvoller, und der dafür zur Gewinnung benötigten Arbeitszeit. Oft hatten sie auch einen Gebrauchswert: Salz, Tee, im Gegensatz zu Muschelschalen. Manchmal nur einen symbolischen: lange Kette aus unzähligen grünschimmernden Käferbeinen.img_1271

Unser Begriff  Salär kommt vom lateinischen Salarium und das bedeutet Salz. Römische Legionäre erhielten zu ihrem Lohn noch Salz. Dieses wurde schon sehr früh als Währungseinheit gebraucht. In Äthiopien und Eritrea gab es Salzbarren von einer bestimmten Grösse und Gewicht, die mit Naturfasern umwickelt waren. Man konnte sie nur während der Trockenzeit gewinnen und transportieren. Je weiter entfernt von den Salzbrüchen die Barren waren , desto wertvoller wurden sie. Für die Tierhaltung war das Salz unentbehrlich. Salz wurde so wertvoll wie Gold. In Äthiopien wurde bis 1920 ein Drittel der Steuerschulden mit Salz bezahlt.img_1258

Zu den Naturgeldern kann man auch die Teeziegel zählen. Diese waren vor allem in Asien verbreitet. Die Blätter wurden getrocknet, zerkleinert und in Wasserdampf getränkt, danach in Formen gepresst. Sie waren als Geschenke oder Zahlungsmittel sehr begehrt. Es waren aber auch Fälschungen möglich, indem im Innern des Ziegels nur minderwertige Ware gepresst wurde.img_1257

 

Aus Westafrika sind uns die Eisenstäbe des Stammes Kissi bekannt. Sie waren eigentlich Gaben und besassen in der Vorstellung der Kissi Seelen. Falls einer dieser Stäbe zerbrach, musste derjenige zum Medizinmann, um ihn flicken zu lassen und vor allem, um dem Stab seine Seele zurückzugeben.img_1262

Ein unglaublich grosser Aufwand wurde auf den Salamonen betrieben für die Federgeldrollen, ohne die niemand heiraten durfte. Zuerst musste der rote Honigfresservogel mit dem Blasrohr geschossen werden, dann wurden nur aus den schönsten Rücken- und Brustfedern die Federgeldrollen hergestellt. Dazu benötigten drei Spezialisten mit ihrem Wissen mehrere Monate. Als Brautzahlung erhielt die Familie dann bis zu zwanzig dieser Rollen für die Braut.img_1264

Archaische Zahlungsmittel waren also tierische Produkte (Naturalgelder wie getrockneter Fisch, Seide, Pelze, Häute, Schneckenhäuser, Muschelschalen etc.), pflanzliche Produkte (Tee, Kaffeebohnen, Opium, Tabak, Bernstein, Baumwolle, Leinen etc.), Mineralien (Salzbarren, Feuersteine, Pfeilspitzen aus Stein, Beile aus Nephrit, Halbedelsteine, Jade etc.), Metalle ( metallische Gegenstände, Gold, Silber, Buntmetalle wie Kupfer, Messing etc.).img_1267

Der Übergang zu den Münzen begann mit den Römern im 4. Jh.v. Chr.  Damals war Bronze ein wertvoller Rohstoff für landwirtschaftliche Arbeitsgeräte und Waffen. Deshalb wurde er genau abgewogen. Die Münzen aus Bronze hatten bereits ein festgelegtes Gewicht. Eine Münze unterscheidet sich insofern von einem archaischen Tauschmittel, als dass sie nicht sofort ein Bedürfniss des Gegenübers befriedigt, sondern dafür erst wieder weiter getauscht werden muss. Die geprägten Edelmetallstücke sind normiert  und ihr Wert ist festgelegt. Mit den Jahrhunderten werden sie durch entsprechende Papiere ersetzt.

Heutzutage benötigen wir für den finanziellen Austausch von Gütern immer weniger „Geld“ in Form von Münzen oder Papieren. Die modernen Gesellschaften beginnen sich von Geld als Material zu lösen und sehen „Geld“ bloss noch als Daten an, also digitales Geld. Vielleicht heissen diese geschürften Daten in Zukunft Bitcoins, vielleicht auch anders.

Möglicherweise kehren wir aber zum Teil auch wieder zum Tauschhandel zurück. Ich habe das zum Beispiel gemacht , als ich IT-Support  mit Deutschlektionen vergolten habe.

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Für diesen Text habe ich die Dauerausstellung im  Moneymuseum besucht, dort eine Führung erhalten und die Broschüren „Was ist Geld“ und „Archaische Zahlungsmittel“  benützt. Die Fotos habe ich alle an der Ausstellung gemacht.

http://www.moneymuseum.com

http://www.sunflower.ch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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