Gottfried Keller wurde 1819 in Zürich geboren. Sein Vater Rudolf war ein Drechslermeister, der nach seiner Lehre jahrelang auf Wanderschaft durch Oesterreich und Deutschland gewesen war und danach in sein Heimatdorf Glattfelden zurückkehrte, um Elisabeth Scheuchzer, die Tochter des Arztes zu heiraten. Das Paar liess sich in Zürich nieder. Von den sechs Kindern überlebten nur er und seine jüngere Schwester Regula. Sein Vater starb schon sehr früh, als Gottfried gerade mal fünfjährig war. Seine Mutter konnte mit Mühe das Haus und die Werkstatt halten.
Sein Vater war ein Anhänger des Pädagogen Pestalozzi gewesen und im Vorstand einer Schule, die Kinder aus armen Familien unentgeltlich unterrichtete. Auch Gottfried besuchte diese Schule. 1833 wurde er in die neugegründete Industrieschule aufgenommen, die über hochqualifizierte Lehrkräfte verfügte und an der auch Naturwissenschaften und Fremdsprachen unterrichtet wurden.
Keller hatte bereits in seiner Kindheit fantasievolle Aquarelle gemalt und kleine Theaterstücke geschrieben, die er mit seinen Freunden aufgeführt hatte.An dieser neuen Schule nun wurde er gefördert. Nach zwei Jahren wurde er unehrenhaft entlassen. Er hatte mit einer Gruppe vor dem Haus eines Lehrers Radau gemacht. Die richtigen Schuldigen redeten sich heraus und gaben Gottfried als Anführer an.
Sein Berufswunsch war Kunstmaler zu werden. In Zürich erhielt er dafür kaum die richtige Unterstützung. 1840, mit einer kleinen Erbschaft seines Vaters versehen, schrieb er sich an der Königlichen Akademie der Künste in München ein. Da München gerade als Kunstmetropole aufblühte, zog die Stadt viele Studenten und Kreative an. Keller arbeitete vor allem an Landschaftskompositionen. Er hatte keinerlei Erfolg, München war teuer, er versuchte sein Geld zu strecken und versagte sich Mahlzeiten. Daraufhin erkrankte er und war gezwungen einen Teil seines Werkes Trödlern zu verkaufen, um die Arztrechnungen und die Heimreise zu bezahlen.
In Zürich mietete er ein kleines Atelier. Aber anstatt zu malen, versuchte er, sein Scheitern dichterisch zu verarbeiten. Zuerst tat er dies als Lyriker in Natur- und Liebesgedichten, aber auch mit politischen Gesängen gegen die Tyrannei und Geistesknechtschaft.
Keller war Autodidakt und versuchte dringend, die versäumte Bildung nachzuholen. Er blieb wie stets finanzschwach. Mehrere seiner Gönner gewannen die Zürcher Regierung unter Escher dazu, Keller ein Stipendium für eine Bildungsreise zu erlauben. Damit fuhr er in die Universitätsstadt Heidelberg und begegnete dort dem Philosophen Feuerbach. Dessen „Wende zur Diesseitigkeit“ nahm er im „Grünen Heinrich“ als zentrales Thema auf. Er verliebte sich in Johanna Kapp, doch als er ihr dies gestand, erklärte sie ihm, eine heimliche Liaison mit Feuerbach zu haben. Dieses Unglück verarbeitete er erneut in Gedichten.
1850 zog Keller nach Berlin. In den fünf Jahren dort schrieb er den „Grünen Heinrich“ und die Novellen des ersten Bandes der „Leute von Seldwyla“. Seine Theaterstücke brachte er nicht zu Ende. Erfolg hatte er auch keinen und sein Beruf erlaubte ihm kein geregeltes Einkommen. Da er den Theaterleuten und anderen Schriftstellern aus dem Wege ging, schnitt er sich selbst von jeglicher Protektion ab. Es widerstrebte ihm, sich in Szene zu setzten. Als dann endlich „Der grüne Heinrich“ fertig war, zahlte der Verleger Edouard Vieweg an Keller bloss das Honorar eines Anfängers, obwohl er um dessen Armut wusste.
Die Zürcher Regierung und Privatleute versuchten ihn, in die Heimat zu locken mit einem Lehrstuhl als Privatdozent an der neugegründten ETH. Als er dann in Zürich mittellos ankam, schrieb er einige Jahre als freier Autor. Er wurde zum Festdichter und politischen Publizisten. In Zürich musste er jeweils die ganze Zeit im Haus seiner Mutter wohnen mit freier Kost und Logis. Auch seine Schwester lebte dort und steuerte ihren Verdienst als Verkäuferin bei. Seine finanzielle Lage blieb weiterhin unsicher, obwohl er nun als Schriftsteller bekannt war.
1861 erhielt er mit zweiundvierzig Jahren die angesehene Beamtenstelle als Erster Staatsschreiber des Kantons Zürich. Dies war das bestbesoldedste Amt und er hatte es fünfzehn Jahre inne. Dafür kam er wenig zum Schreiben. Es erschienen „Sieben Legenden“ und „Die Leute von Seldwyla“ , „Romeo und Julia auf dem Lande“. Die Familie musste nicht mehr in prekären Verhältnissen hausen und konnte nun in die Dienstwohnung des Staatsschreibers ziehen.
Er erhielt 1869 von der Universiät Zürich den Ehrendoktor verliehen.
Mit 57 Jahren zog er sich vom Amt zurück und wollte fortan ausschliesslich schreiben. 1878 verlieh ihm die Stadt Zürich die Ehrenbürgerschaft. Zu seinem 70.Geburtstage erhielt er vom Gottfried-Keller-Ausschuss das Unikat einer goldene Medaille mit seinem Porträt auf der einen Seite und auf der anderen Orpheus. Er starb 1890 berühmt und vereinsamt.
Er hatte nie geheiratet und keine Nachkommen. Mehrere Male war er verliebt gewesen, meistens in gebildete Bürgerstöchter, doch seine Anträge wurden abgelehnt. Seine erste Liebe starb während der Verlobungszeit an Schwindsucht und seine letzte Liebe heiratete einen anderen. In einerAusstellung im Strauhof war ein ganzer Saal eigens Keller und den Frauen gewidmet. Ihr konntet dort also mehr darüber erfahren.
Ich möchte euch diese Keller-Ausstellung empfehlen:
-Dauerausstellung bei der Schroder Bank: http://www.gottfried-keller-ausstellung.ch
Die Ausstellung im Museum-Strauhof : Gottfried Keller – Der träumende Realist ist leider bereits vorbei. http://www.strauhof.ch
Quellen:
Bruno Weber, Zu Gottfried Keller – auf den grünen Pfaden der Erinnerung, Herausgegeben von der Gottfried Keller-Gesellschaft und der Zunft Hottingen
verschiedene Lexika
Informationen aus beiden Ausstellungen
Wikipedia: Gottfried Keller
Die Fotos stammen alle aus den beiden Ausstellungen