Fritz Kuhrs Malerei: unentrinnbar

Wer an die Malerei im Bauhaus denkt, erinnert sich vor allem an Klee und Kandinsky. Aber auch Fritz Kuhr war dort Student und lehrte danach als Dozent. Mir war seine „Studie des Kükens“ bekannt und deshalb entschied ich mich, mehr über ihn zu erfahren.IMG_1853 (2)

Fritz Kuhr wurde 1899 in Belgien geboren und fing bereits als Achtjähriger mit dem Malen an. Es entstanden vor allem Naturabbildungen. 1923 reiste er nach Weimar und schrieb sich am Bauhaus als Student ein. Nach dem Vorstudium besuchte er die freien Malklassen bei Kandinsky und Klee. Die Begegnung mit Klee war für Fritz Kuhr besonders prägend. In einem Tagebucheintrag steht:

„ich verdanke einem bild von paul klee die wesentlichen anregungen meines lebens und wurde sein schüler. seine spuren sind nicht ganz auszulöschen“

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Auch beteiligte er sich aktiv am sozialen Leben im Bauhaus. In der Bauhauskapelle spielte er den Bumbass und die Studentenschaft vertrat er im Meisterrat.

 

Walter Gropius propagierte zwar die Einheit von Technik und Kunst, sah aber die Malerei dabei als dienende Kunst.  Sein Endziel war der Bau, dass alle zurück zum Handwerk mussten. Diese Ansicht führte zu Kontroversen mit den Künstlern. Fritz Kuhr trat klar für eine freie und eigenständige Kunst ein und beeinflusste dadurch die Kursrichtung des Bauhauses. Neben der Malerei widmete er sich  auch der experimentellen Fotografie.IMG_1877

1929 wurde er unter Hannes Meier, dem Nachfolger Gropius‘, der ihn unterstützte, Lehrer für gegenständliches Zeichnen, Akt und Porträt. Er beteiligte sich an den Kollektivausstellungen des Bauhauses und des Werkbundes. 1930 wurden die Nationalsozialisten in Dessau die führende politische Kraft und Kuhr zog nach Berlin um. Dort arbeitete er als freischaffender Maler. Er stellte in verschiedenen Galerien und Kunstmuseen aus. Ernst Ludwig Kirchner vermittelte ihm  1932 eine Ausstellung in Davos.IMG_1859 (2)

Danach begannen die Repressalien der Nationalsozialisten. Er wurde diffamiert, als Jude bezeichnet und seine Werke wurden als Entartete Kunst verschrien. Daraufhin zog Kuhr sich in die innere Emigration zurück und trat nicht mehr öffentlich in Erscheinung.

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Verschiedene Freundschaften halfen ihm über den Krieg hinweg. Viele seiner Werke wurden durch Bombenangriffe zerstört. Im Februar 1945 wurde er noch zum Volkssturm eingezogen. Nach einer Stunde Kampfeinsatz dessertierte er. Zum Kriegsende kam er in sowjetische Kriegsgefangenschaft.

 

1948 wurde er als Professor an die Hochschule für bildende Künste Berlin berufen und er fing wieder an, sich an bdeutenden Ausstellungen in Deutschland und im Ausland zu beteiligen. 1975 verstarb Fritz Kuhr in West-Berlin.

 

Seinen Stil würde ich gerne als abstrakt-figurativ bezeichnen. Sein Werk ist aber von Experimentierfreude geprägt: einerseits intuitiv geschaffene Zufallsstrukturen, die eher in seinen Anfängen vorherrschten und andererseits später die strengen, abstrahierten Formen (durchs Bauhaus geprägt). Dabei hat er selber mal in einem Brief an Hannes Meyer die Formel kritisiert, dass „Kunst nur Ordnung“ sei, wie von den Bauhäuslern postuliert. IMG_1879

Jedenfalls sehen wir an Fritz Kuhrs Werk exemplarisch, wie  wichtig das Bauhaus als Wegbereiterin der Moderne war und ist. Fritz Kuhrs  Bilder vermitteln auch heutzutage noch die unentrinnbare Experimentierfreude ihres Schöpfers.

 

In der Salongalerie „Die Möwe“ in Berlin war ein Teil seiner Werke ausgestellt.

http://www.salongalerie-die-moewe.de

Alle Fotos wurden dort aufgenommen.

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