Total Space: Design räumlich erleben

Falls ihr in dieser Jahreszeit hungrig seid auf Farben, empfehle ich euch diese Ausstellung. Hier geht es um ein Gesamtraumerlebnis. Design, in dem ihr euch bewegen und es auch haptisch erfahren könnt.

Fünf internationale Designstudios haben sich dabei etwas ausgedacht zur sinnlichen Raumerfahrung. Gerade in unserer digitalen Welt fehlen momentan die realen, örtlichen Besuche. Die Distanz zwischen dem Publikum und den ausgestellten Objekten soll sich auflösen. Es kann alles berührt, erfahren werden.

Ich staune sehr, dass Trix und Robert Haussmann immer noch so aktiv sind. Sie gehören seit den sechziger Jahren zu den wichtigsten Schweizer ArchitektInnen und DesignerInnen. Die beiden haben auch immer wieder spielerische Entwürfe kreiert, einige davon zeige ich euch in einem Blogbeitrag, den ich vor zwei Jahren geschrieben habe. Hier nun basiert ihre Idee eines Total Space auf einer kleinen Handskizze von Leonardo da Vinci. Der erdachte sich im 15. Jahrhundert einen unendlichen Raum mit acht Spiegeln. Er konnte seine Idee aber nicht ausführen, da ihm diese Spiegel fehlten. Das Ehepaar Haussmann entwickelte seine Rauminstallation also aufgrund des Oktagons, dazu verspiegelte es auch den Boden. Eigentlich wäre auch die Decke verspiegelt, aber weil das Licht von oben kommt, wurde diese Ebene weggelassen. In diesem kleinen Raum und unendlich vervielfältigt zu werden, ist irgendwie eine verwirrliche Erfahrung.

Das Titelbild zeigt den Säulenwald vom Zürcher Duo Kueng Caputo. Hier soll ihre Arbeitsweise sichtbar gemacht werden von den ersten Entwürfen bis zum Endresultat. «Der Mensch soll sich im Leben üben, bevor er baut.» Die beiden wurden gerade mit dem Swiss Grand Prix of Design ausgezeichnet. Das freie Bewegen zwischen und unter ihren Gebilden macht Spass.

Das Duo Luftwerk machte sich für seine Komposition Gedanken zu  Farben und Perspektive. So entstehen mit den drei Bausteinen Farbe, Licht und Form Räume, die sich andauernd verändern.

Das Duo Soft Baroque  will uns aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn wir uns auf den Stuhl in der Ecke ihres Raumes setzen, gerät die Welt in Rotation. Die Wände aus Netz kreisen dauernd um uns herum unter fast bedrohlichem Aechzen.

Sucuk & Bratwurst lassen uns in ein Kinderzimmer mit riesigen Spielsachen eintauchen. Alle diese weichen Objekte lassen sich ausprobieren. Das Kind im Erwachsenen wird reanimiert. Die vier visuellen Gestalter meinen, in einer Welt, in der alles digitaler wird, benötigen wir als Gegenpol das Analoge.

Nun ja, grosse Erkenntnisse habe ich nicht aus der Ausstellung mitgenommen. Aber ich fand sie einen sinnlichen Kontrapunkt zur graunebligen Jahreszeit:  Eintauchen in vergnügliche Raumerfahrungen.

Und direkt daneben gab es noch die Ausstellung zu Lee Miller.

Die Ausstellung Total Space fand im Toni Areal statt.

http://www.museum-gestaltung.ch

https://creative-brain.org/2018/11/05/trix-und-robert-haussmann-klassische-moderne-subversiv/

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