Der Maler Sigismund Righini ist ausserhalb von Zürich kaum mehr bekannt. Dabei war er nicht nur für Zürich, sondern auch für die Schweiz als Kunstpolitiker wichtig. Zudem amtete er am Schweizer Zoll als Zensor. Diejenigen Kunstwerke, die keine Konkurrenz zum einheimischen Schaffen darstellten, liess er passieren. Für die anderen blieb die Schweizer Grenze unüberwindlich.
Er entstammte einer Dekorationsmalerdynastie aus dem Tessin, wurde in Stuttgart 1870 geboren und starb 1937 in Zürich. Nach seiner Matura in Zürich begab er sich umgehend nach Paris zur Ausbildung an die Académie Colarossi.
Dort lernte er als Kunststudentin seine spätere Frau Constance MacPherson aus England kennen. Das Paar bekam eine Tochter und hatte keinerlei finanzielle Sorgen. Die Malerreisen führten die Familie ins Tessin, nach Holland, Belgien, Luxemburg und England. Er malte Stillleben, Porträts und Akte.
Seine Bilder wurden an nationalen und internationalen Ausstellungen gezeigt. Ich sah einen Teil seiner Oelmalerei im Winterthurer Museum Oskar Reinhart anlässlich einer Ausstellung. Was mir sofort auffiel, war seine moderne Auseinandersetzung mit Licht und Farbe.
Auch in den Akten sehen wir diese Entwicklung: Sein erster Akt mit Mohnblume von 1896, das Rot markiert hier sicherlich die Sinnlichkeit, verweist aber bereits auf den späteren monochromen Einsatz der Farbe und auf den gesteigerten Kolorismus, der sich zu seinem „Markenzeichen“ entwickelte. Wenn ihr seine Gemälde mit Werken von damaligen KünstlerInnen wie Renoir oder Suzanne Valadon vergleicht, was fällt euch dann auf? Ist Righini zu Recht in Vergessenheit geraten?
Immer noch geprägt von den Impressionisten entstanden viele von Righinis Landschaftsmalereien im Freien z. B. um den Zürichsee. (Das Titelbild ist der Blumenmarkt am Bürkliplatz)
Rhigini verfertigte auch Porträts, so etwa Gottfried Keller zusammen mit Rudolf Koller und Arnold Böcklin.
Um 1920 herum wurde Righini zum Zentralpräsidenten der schweizerischen Maler, Bildhauer und Architekten gewählt. Seit 1915 war er Mitglied der eidgenössischen Kunstkommission. Am Kunsthaus Zürich war er der Initiator für Ausstellungen zur modernen Kunst. Mit vielen Schweizer Künstlern stand er in engem Briefkontakt. In dieser Zeit verringerte sich sein eigenes künstlerisches Schaffen und es beschränkte sich auf unzählige Zeichnungen, die er jeweils an Sitzungen oder im Zug anfertigte.
Was mich noch heute anspricht in seinen Werken ist die farbige Kühnheit, manchmal bis ins Grelle neigend. Bei ihm könnte ich ins Meditieren geraten über die Farbe GELB.
Das Atelier Righini-Fries in Zürich existiert immer noch. Dort haben Righini, sein Schwiegersohn Willy Fries und seine Enkelin Hanny Fries jeweils gearbeitet. Die Stiftung Righini-Fries bietet diverse Veranstaltungen zu dieser Künstlerdynastie.
In der Kronenhalle im 1. Stock, wo die Schweizer Kunst an den Wänden hängt, kann auch Righinis „Früchtestillleben mit Pfirsichen“, das er 1917 erstellte, bewundert werden.
Fals ihr mehr über die Dynastie Rhighini/Fries erfahren wollt, es ist ein Kunstbuch über sie erschienen. Dort wird auch über seinen Schwiegersohn Willy Fries und seine Enkelin Hanny Fries berichtet.
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