Das Franz Gertsch Museum in Burgdorf ist zu Ehren des Namensgebers erbaut worden. Bei diesem Besuch fand ich fünf zusätzliche, riesige Werke von ihm ausgestellt. Seine bekannten Motive in intensivster ultramarin-blauer Farbe gepinselt. Das Museum hat seinen Schwerpunkt im Crossover zwischen Malerei und Fotografie. Deshalb passt die aktuelle Präsentation von Xenia Hausner perfekt in dieses Spektrum.
Jedes Mal, wenn ich ein Gemälde von Xenia Hausner sehe, kommt mir in den Sinn, dass sie früher Bühnenbildnerin war. Sie wurde 1951 in Wien in eine Künstlerfamilie geboren und studierte dann Bühnenbild von 1972 bis 1976 an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Royal Academy of Dramatic Art in London. Danach schuf sie Ausstattungen für bedeutende Theater-, Opernaufführungen und Filme. Sie holte ihr Rohmaterial für ihre ersten Bühnenbilder aus Abbruchhäusern und montierte daraus ihre Schau-Räume.

Dieses Kompositionsprinzip lässt sich auch später in ihren malerischen Werken nicht leugnen. Sie inszeniert in ihren Gemälden Momentaufnahmen aus dem Alltag. Dazu engagiert sie vorzugsweise Schauspieler:innen. Vor allem Frauen spielen in ihren konstruierten Welten eine grosse Rolle, weil, wie sie mal in einem Interview sagte, diese vielschichtiger, komplexer und kontroverser seien. Und nota bene: bei ihr sind die Modelle angezogen. In ihren Geschichten betont sie die Wichtigkeit des weiblichen Blicks. Schaut mal, wie selbstbewusst die Hauptfiguren uns anschauen. Meistens gemeinsam mit ihren Modellen entwirft sie das Setting in ihrem Atelier. Die Protagonist:innen werden zu lebenden Bildern. Dann fotografiert sie und malt die Szene in grossformatigen Bildern mit ihrer intensiven Farbpalette, die mich auch schon an August Macke erinnert hat. Vor allem diese Rottöne. Assoziationen an David Hockney hatte ich ebenso bei ihr.

Es gibt auch diese Reminiszenz an ihre Landsfrau die grossartige Maria Lassnig zu bestaunen. Lassnig hielt dabei zwei Pistolen in ihren Händen und war nackt, schutzlos in ihrem Gemälde „Du oder Ich“. Die linke Hand zielte exakt in dieser Position gegen ihren Kopf, die rechte auf den/die BetrachterIn.

Dass diese, ihre Wirklichkeit, bloss eine Konstruktion ist, lässt die Künstlerin immer wieder durchscheinen wie zum Beispiel in ihrer «Exiles»-Serie. Trotz der emotional dramatischen Situation ist klar zu sehen, wie die Eisenbahnwaggons aus Pressholzplatten zusammengefügt worden sind. Sie will gar keine Realität abbilden. Dazu hätte Hausner 2015 einen der Bahnhöfe mit den ankommenden Flüchtlingen besuchen, dort Fotos machen und die dann abmalen sollen. Aber Fiktion und Erfindung sind die zentralen Themen ihrer Arbeiten. Trotzdem berühren ihre erfundenen Geschichten.

Ich zeige euch hier nun weitere Gemälde von ihr, die mir ausgezeichnet gefallen wie: „Crime Map“

Und wer datet hier wen in «Blind Date»? Schaut sie den jungen Mann an oder die lachende Frau? Wer genau hinsieht, erhält die Antwort.

Klaustrophobie auslösend: Cage people.


Eine der Lieblingsfiguren von Xenia Hausner ist das Oxymoron, also die Verbindung von Gegensätzlichem. Was oft in den Titeln, die sie den Bildern gibt, zum Ausdruck kommt.
Ich möchte diese Ausstellung allen empfehlen, die sich für tolle starke Frauen und Künstlerinnen interessieren, ihr werdet wie ich beglückt sein.
Wer die grosse Retrospektive ihres Werkes in der Albertina in Wien verpasst hatte, hatte danach die Möglichkeit, einen Teil des herausragendes Werks dieser Künstlerin in der Ausstellung „True Lies“ im Museum Franz Gertsch in Burgdorf zu bewundern.
http://www.museum-franzgertsch.ch
https://creative-brain.org/2019/11/01/maria-lassnig-ways-of-being/
FANTASTISCH!!! Danke für diesen tollen Tip 🙏😃
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Herzlichen Dank für dein tolles Kompliment, liebe Pia!🙏😍
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