Maria Lassnig: Ways of Being

Maria Lassnig ist als Künstlerin bekannt dafür, dass sie nicht malt, was sie sieht, sondern wie sie sich selber spürt. In einer mehrheitlich von männlichen Künstlern geprägten Welt bannte sie gnadenlos ihre Selbstempfindung auf die Leinwände.IMG_2344

Geboren wurde Maria Gregorz  1919 in einem Bauernhaus in Kärnten. Sie war  ein uneheliches Kind, das zuerst jahrelang bei der Grossmutter (eher vernachlässigt) aufwuchs. Nachdem ihre Mutter den Bäcker Jakob Lassnig geheiratet hatte, zog die Familie nach Klagenfurt.  Sie galt bereits als Kind als Zeichentalent und wurde von ihrer Mutter diesbezüglich gefördert. Sie erhielt eine Ausbildung als Primarschullehrerin. Diesen Beruf übte sie knapp zwei Jahre lang aus. Es wird kolportiert, dass sie mit den Schüler*innen vor allem zeichnete.

1940 begann sie das Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Dort war sie eine strebsame, unpolitische Studentin und erhielt Förderpreise.

Nach dem Ende des Studiums ging sie nach Klagenfurt zurück und empfing in ihrem Atelier die Künstler*innen und Intellektuellen aus Klagenfurt. 1946 malte sie dieses Selbstporträt als Künstlerin mit Kreidestift. IMG_2225 (3)

1951 erhielt sie ein Stipendium für Paris und lernte dort die  künstlerische und schreibende Avantgarde kennen. Mit Paul Celan verband sie eine enge Freundschaft. Sein Selbstmord verstörte sie sehr. Das Bild Sprachgitter entstand nach einem Gedicht von Celan.IMG_2317 (2)

Ueberhaupt war sie auch eine Schreibende, die nicht bloss Tagebücher schrieb. Es gibt einige Veröffentlichungen. Ingeborg Bachmann und Friederike Mayröcker zählten zu ihren Freundinnen.

Ab den 60er Jahren lebte sie in Paris. Sie löste sich immer mehr von den stilistischen Zwängen und Vorbildern aus ihrer Kunstschule. Da sie viel Platz in ihrem Atelier hatte, entstanden hier die zwei Meter grossen Körperbilder. Anscheinend konnte sie dort ihren Nabel auf der richtigen Höhe im Bild platzieren. Ihre „Körpergefühlsbilder“ entstanden nun und bezogen sich auf die ewigen Themen wie Liebe, Tod, Gewalt und  Bedrohung. In diesen Bildern malte sie ihre Gefühlsempfindungen und trug sie nach aussen.  Davon ausgehend, dass die Realität immer subjektiv ist.IMG_2258 (2) Sie meinte, sie trete jeweils nackt vor die Leinwand, ohne Plan, Modell oder Zweck und lasse die Dinge geschehen.

1964 stirbt ihre Mutter, zu der sie ein ambivalentes Verhältnis gehabt hatte. Daraufhin wird sie depressiv und krank. Dieses Bild zeigt sie als Verwundete und  gleichzeitig von ihrer Mutter unterstützt und festgehalten: „Dann starb meine Mutter , und ich wurde sie. So stark war sie.“IMG_2263

Sie beschliesst, nach New York auszuwandern. Dort ist gerade die Zeit von Pop-Art. Mit ihrer Malerei , den body awareness Bildern, hatte sie keinerlei Erfolg. Ihre Verquickung von Abstraktion und Gegenständlichkeit wurde abgelehnt.

Andy Wahrhol empfahl ihr, sie solle doch versuchen, sich mit Filmen auszudrücken. Sie belegte deshalb einen Zeichentrick-Kurs an der School of Visual Arts. Mit ihrer Kamera entstanden so ihre ersten eigenen Filme. In ihrem autobiographischen Film Maria Lassnig Kantate beschreibt (besingt) sie ihr Leben.  Diese Animationsfilme brachten ihr dann endlich Anerkennung.

Selbstverständlich malte sie weiter, aber sie beschloss, sich dem „amerikanischen“ Realismus zuzuwenden. Realistische Wiedergabe von Gegenständen.  In den USA hatte sie zum ersten Mal in Zellophan eingepackte Früchte gesehen.

Sie war sehr geräuschempfindlich. IMG_2275 (2)

Das Ohr ist ein wichtiges Organ für sie: Tod mit OhrIMG_2255 (2)

Die ganze TV-Kultur, die Möglichkeit, während 24 Stunden fernzusehen, faszinierten sie. In diesem Bild Fernsehkind zeigt sie die Person verängstigt von all den brutalen Filmeindrücken.IMG_2288

In den sechziger Jahren kam sie auch mit der Frauenbewegung in New York in Kontakt. Sie knüpfte Freundschaften zu Kate Millett und zu Louise Bourgeois.  Sie besuchte Treffen der Women’s Liberation Movement und nahm an Demonstrationen teil. Doch zugleich vermied sie es, sich in die „Feministische Ecke“ drängen zu lassen.

Atlas: hier ist sie die Titanin, die die Welt trägt.IMG_2234

Ihre New Yorker Zeit war eine sehr produktive Zeit. Sie kehrte zum Zeichnen ihrer Körperempfindungen zurück und malte weiterhin vor allem Selbstporträts mit skurrilen, surrealen Elementen zu folgenden Themen:

Die Metamorphose Mensch/Tier war ein sehr bestimmendes Thema für Lassnig.

Die Mythologie, das Christentum: Hier müsste Jesus das Schaf tragen, bei ihr trägt die Frau den Esel, Titel: Die reiche HirtinIMG_2315 (2)

Politische Ereignisse verarbeitend:

Die  Unmöglichkeit einer Beziehung zwischen Frau und Mann: zu der auch das Titelfoto gehört. Ein Mann zwischen zwei Frauen, sich den Kopf abschneidend.

Kinderlosigkeit und Gebärende:

1980 kehrte sie nach Wien zurück, weil ihr  die Professur für Malerei an der Hochschule für angewandte Kunst angeboten wurde. Dort gründete sie auch ein Lehrstudio für experimentellen Animationsfilm.

Ihr Bild Du oder Ich, das sie im Alter von 86 malte, ist bereits legendär:IMG_7139 (3)

Sie arbeitete unermüdlich und unerbittlich ehrlich weiter. In den letzten Jahren dann auch zu Alter, Krankheit und Tod:

Maria Lassnig  ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie hat in fast 80 Jahren künstlerischer Tätigkeit ein virtuoses Werk geschaffen, das in Malerei, Film und Texten faszinierend ist und bleibt!IMG_2230 (2)

Die Künstlerin starb 2014 in Wien. Anlässlich ihres 100. Geburtstages fanden verschiedenen Ausstellungen statt.

Die Fotos stammen aus der Ausstellung Maria Lassnig  Ways of Beeing in der Albertina,  Wien.IMG_2377 (2)

http://www.albertina.at

Bei Hauser & Wirth Zürich waren ihre Papierarbeiten, Aquarelle, ausgestellt: Maria Lassnig. Zarter Mittelpunkt 

http://www.hauserwirth.com

Maria Lassnig Kantate: https://www.youtube.com/watch?v=4sDSZ9GwnCE

 

 

 

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